Versicherungsopfer: David vs. Goliath?

Die Tage haben mich mehrere Kunden und Interessenten nach einer Stellungnahme zu diesem Artikel bei ZEITonline gefragt.

Jaja, ich weiß: tl;dr deshalb hier der Kurzabriss

1. Fall: Vermessungstechniker wurde vom Auto angefahren, ist seitdem zu 70% beeinträchtigt und muss sich mit mehreren Versicherern vor Gericht um die Entschädigungsleistung streiten. Alte Leipziger [BUrente 517e], Debeka [BUrente 4.390e], AXA [Unfallversicherung] und LVM [Kfz-Haftpflicht] prüfen seit Jahren die Leistungspflicht und bezahlen nicht.

2. Fall: Arzt übersieht bei einem 2jährigen Jungen eine Hirnhautentzündung, die zu einer Blutvergiftung führte. Daraufhin mussten ihm beide Beine und Finger amputiert werden. HDI-Gerling [Haftpflicht] weigert sich zu bezahlen.

Dazwischen kommen zwei Rechtsanwälte, die früher auf Seiten der Versicherer Schadensfälle abgelehnt haben und ein zweifelhafter Versicherungsmakler zu Wort.

Ich habe lange überlegt, ob ich wirklich was dazu schreiben sollte. Immerhin ist es doch so, dass die öffentliche Meinung von den etablierten Medien geprägt – wenn nicht gar gemacht – wird. Die Kernfrage lautet: Wann haben Sie das letzte Mal etwas Positives über Versicherungen gelesen oder gesehen?

Mir fällt es nicht ein und ich muss alleine von Berufes wegen die Berichterstattung täglich verfolgen.

Da gab’s die letzten Wochen, Monate und Jahre mehrere Schmutzkampagnen. Mir sind am besten die zahlreichen negativen Artikel gegen Riester und PKV in Erinnerung geblieben – schlecht bis gar nicht recherchiert und mutmaßlich politisch motiviert.

Die Presse verfährt dabei nach dem simplen, altbekannten Muster: Only bad news are good news. Die helle gegen die dunkle Seite der Macht. Das Gute gegen das Böse. Es gibt nur schwarz oder weiß! Besonders beliebt ist auch das biblische Motiv David gegen Goliath.

Es wird in der Redaktion eine Geschichte geschrieben. Dazu benötigt man noch möglichst krasse Fälle. Je schlimmer desto besser. Das zweifellos bedauernswerte Opfer wird dabei zu David und der schier allmächtige Versicherungskonzern zu Goliath. Naja. Fertig.

Wie so manche Fälle ausgehen, interessiert die Redaktion (und somit auch den Leser?) nicht. Vorgestern habe ich dazu einen interessanten Artikel von Angela Baumeister gelesen (Achtung! Nichts für zarte Gemüter!!): Mann erfindet abenteuerlichen Unfall, um Versicherungsleistung zu kassieren. Blöderweise war die Selbstverstümmelung mit der Kreissäge “erfolglos”. Vorher wird er aber in den Medien wie zB auch bei Maischberger als Opfer dargestellt. und von den Lesern/ Zuschauern bedauert. Eine Klarstellung erfolgt im Nachgang nicht, es bleibt nur der bittere Nachgeschmack und der Gedanke “Wenn mir was passieren sollte, zahlt meine Versicherung ja eh nicht!” zurück.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bedauere diese Menschen sehr! Sie durchleben einen wahren Alptraum. Und dann kommen noch unverschuldet Existenzängste dazu… Das ist wirklich richtig schlimm! Aber dass es zwischen den Millionen “gelungenen” Schadensfällen auch mal vermurkste gibt, liegt doch in der Natur der Sache! Es arbeiten überall Menschen und Menschen machen Fehler. Ferner sind solche Schäden wie o.g. wirklich SEHR kompliziert und selten, d.h. dass für die Sachbearbeiter auch eine besondere Stresssituation vorliegt.

Die Versicherungsbranche zahlte alleine im Jahr 2011 fast 4 Milliarden EYR an Todesfallleistungen und über 8 Milliarden EYR an Rentenleistungen (Altersrente, BU, etc) aus. Dazu kommen fast 23 Milliarden EYR bei der Krankenversicherung und fast 44 Milliarden EYR bei den Schaden- und Unfallsparten. Alleine in der letztgenannten Sparte Schaden+Unfall gab es 23.337.000 Schadensfälle – alleine in 2011 wohlgemerkt. Woher ich die Daten habe? Vom GDV – alle Daten sind da drin. Rein statistisch war also jeder 4. Bundesbürger von einem Schadensfall betroffen. Wieso schreibt man dann nicht von den vielen vielen Schadensfällen, die reguliert wurden? Hmm… Ja… Wer will das lesen? Die Menge will Brot und Spiele ^^

Aber zurück zu Statistiken: Jeder 5. wiederum findet es aber nicht schlimm, seine Versicherung zu betrügen:

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Die Versicherung verwaltet die Kundengelder und muss schon alleine im Interesse der Versichertengemeinschaft alle Ansprüche prüfen und unberechtigte Ansprüche ablehnen.

Sie als Kunde wollen ja auch, dass Ihre Police bezahlbar bleibt, oder?

Fazit: Versicherungen sind in unserem Leben unverzichtbar geworden. Es gibt einzelne Schadensfälle, die bedauerlich sind. Die erdrückende Mehrzahl der Schäden läuft positiv ab. Lassen Sie sich nicht von schwachsinnigen Tipps wie zB von dem zwielichtigen Makler im o.g. Artikel, der Kunden tatsächlich dazu rät, keine hohen Versicherungssummen abzuschließen, irritieren. Suchen Sie sich vernünftige Vermittler und Berater vor dem Abschluss oder eben dann erst beim Schaden. Und zuletzt vergessen Sie bitte nie, dass Ihre Vorurteile immer bestätigt werden! Vermeiden Sie unbedingt selbsterfüllende Prophezeiungen!!

Mit schadenfreien Grüßen,
Wladimir Simonov

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