In meinem Unternehmen gibt es keinen Service für Rassisten.

Welche Kunden ich nicht vermissen werde

Ich habe am Wochenende eine schwere Entscheidung getroffen und einem Kunden gekündigt, der menschenverachtende Äußerungen bei Facebook getätigt hat. Dieser Kunde ist für mich menschlich nicht mehr tragbar und deshalb möchte ich auch geschäftlich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ich gebe für meine Kunden nämlich immer alles, manchmal um Einiges mehr als man erwarten würde. Deshalb nehme ich auch nicht jeden Interessenten als Kunden, denn wenn die gegenseitige Sympathie nicht passt, kann ich für ihn nicht alles geben und er wäre somit woanders besser aufgehoben.

Man darf mich in dieser Hinsicht gerne falsch verstehen (und dazu kommen wir später), denn nicht jeder hält das so, besonders im Beruf. Die meisten können das aus wirtschaftlichen Gründen nicht. Oder weil sie in einer Branche und/oder einem Unternehmen arbeiten, wo das nicht möglich oder nicht erwünscht ist. Ich jedoch bin in der glücklichen Lage, dies so halten zu können.

Der alltägliche Rassismus

Ich selbst bin mit dem Status “Flüchtling” aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Das war 1996, ich war damals 11 Jahre alt. Zusammen mit vielen anderen Familien war ich in einem Altdorfer Gasthaus untergebracht. Ich weiß nicht mehr genau, wie es dort ausgeschaut hat. Ich denke, dass aus der heutigen Sicht es nicht besonders luxuriös war. Es gab pro Familie jeweils 1 Hotelzimmer, im Erdgeschoß war die Gemeinschaftsküche. Wir stellten aber auch keine großen Ansprüche und waren nur froh hier zu sein. Die Erwachsenen besuchten einen Deutschkurs in der VHS und die Kinder kamen für die letzen paar Wochen des Schuljahres in die Altdorfer Grundschule oder Hauptschule. Innerhalb weniger Monaten fand meine Mutter dann einen Job als Reinigungskraft, wir zogen in die eigene kleine Mietwohnung um und ich kam in die 5. Klasse des Hans-Carossa-Gymnasiums. Dafür bewundere ich meine Mutter bis heute, denn es war damals sicherlich nicht einfach für sie. Viele ihrer Kollegen halten sich bis heute für etwas Besseres obwohl sie im Gegensatz zu ihr ganz bestimmt keine Diplom-Ingenieure sind/waren – geschweige denn sonstige (Hoch-/Schul-/Berufs-)Bildung vorweisen können. Ich weiß nicht, ob ich die Kraft hätte, meinen (Akademiker-)Stolz herunterzuschlucken und niedere Arbeiten zu verrichten nur um zu überleben. Wahrscheinlich schon, wenn es nicht anders ginge – aber eine solche Situation wünsche ich wirklich niemandem.

Fremdenhass oder Ausländerfeindlichkeit musste ich in der Schule nie ertragen, wofür ich meinen Lehrern und Schulkameraden rückblickend betrachtet sehr dankbar bin. Eigentlich lächerlich, denn sowas sollte doch zu den Grundvoraussetzungen gehören? Das Recht nicht diskriminiert zu werden steht doch schon im Grundgesetz. Es kann sein, dass es auf anderen Schulen oder Schularten anders war. Evtl lag es auch daran, dass die meisten Kinder aus meiner Schulklasse aus “besserem Hause” (Akademiker, Unternehmer, etc) waren und von ihren Eltern unterschwellig Toleranz eingeimpft bekommen haben. Viele Studien haben nämlich gezeigt, dass Menschen mit mehr Bildung und/oder IQ seltener rechts sind. Natürlich war mein Deutsch in den ersten paar Jahren nicht besonders ausgefeilt und ich hangelte mich bei Deutsch-Aufsätzen vom 4er zum 3er, aber dafür war ich in fast allen anderen Fächern ganz gut. Ab der 7. Klasse war ich dann auch sprachlich voll integriert und fiel eigentlich nur durch schon damals recht stark ausgeprägte Vorlautheit auf.

Erst in der Berufswelt begegnete mir Ausländerfeindlichkeit. Das fing mit unauffälligen Bemerkungen im Bewerbungsgespräch an und hörte mit einem Kunden auf, der nach einem Blick auf meine Visitenkarte plötzlich meinte, er hätte keinen Beratungsbedarf mehr. Man lernt damit umzugehen. Die meisten meiner ausländischen Freunde und ich machen uns regelmäßig einen Spaß daraus zum Schreck nicht-eingeweihter Gesprächsteilnehmer einen plumpen Stammtisch-Spruch oder ein rassistisches Vorurteil fallen zu lassen. Beliebt sind bei uns Ausländern auch gegenseitige Anspielungen auf das Dritte Reich, den Führer, die Rasse, Religion oder Politik. Man sieht den meisten uneingeweihten Menschen an, wie unangenehm ihnen das ist. Selbst Eingeweihte schütteln oft den Kopf, wenn unsere Satire zu hart wird. Wir Ausländer haben da keine Schmerzgrenze. Wir wissen, dass das nur Spaß ist.

Aus Spaß wird Ernst

Ich bin mit der Vorstellung aufgewachsen, dass alle Menschen gleich sind. Später stellte ich fest, dass das so nicht stimmt und man die Menschheit in genau 2 Kategorien einteilen kann: Menschen und Arschlöcher.

Das Schöne daran ist, dass man sich selbst entscheiden kann zu welcher Kategorie man gehört. Täglich! Man gehört da nicht durch Pech oder Glück dazu. Man kann da nicht durch Geburtspech oder -glück dazugehören. Alter, Geschlecht, Rasse, Religion, Hautfarbe, etc spielen keine Rolle. Du entscheidest jeden Tag beim Aufstehen, ob Du ein Mensch oder ein Arschloch sein wirst.

Nun hat die Verbreitung des Internetzes dazu beigetragen, dass Arschlöcher überproportional oft Gehör finden. Einige wenige Arschlöcher können eine lange sinnvolle Diskussion innerhalb von Sekunden zerstören. Und weil sie in der Regel auch noch laut und dumm sind, haben sie es leicht sich zusammenzurotten und so zu SUPER-Arschlöchern zu werden. Diese SUPER-Arschlöcher belassen es dann nicht mehr nur bei dummen Kommentaren sondern gehen los und zünden Asylunterkünfte an. Über 200 Mal hat es alleine dieses Jahr schon so etwas Unfassbares gegeben. Das ist sicherlich kein Spaß mehr. Und auch kein Alltagsrassismus ala “Außer Döner kann Ali eh nix!” und “Stell dein Radl einfach am Bahnhof, irgendein Pole wird’s schon klauen!”.

Deshalb habe ich mich entschlossen, konsequent zu sein und mit gutem Beispiel voranzugehen. “Kein Service für Nazis” ist ein einfacher Spruch, der eine einfache Botschaft enthält. Diese einfache Botschaft sollten auch alle Arschlöcher verstehen, deshalb habe ich das nicht differenziert. Als ich das auf Facebook postete, habe ich mit “Einwänden” schon gerechnet. Überrascht haben mich allerdings die Totschlagargumente.

In meiner Naivität dachte ich nämlich, dass kein normaler Mensch FÜR Rassismus sein kann.

Totschlagargumente

“Du diskriminierst damit doch selbst andere Meinungen!”Besorgter Bürger

Nein. Das tue ich nicht. Rassismus ist keine Meinung. Wer andere diskriminiert, erwirbt per sofort das Recht selbst diskriminiert zu werden. Wobei die Kündigung einer Geschäftsbeziehung nicht unter Diskriminierung fällt, denn in Deutschland herrscht Vertragsfreiheit.

“Was geht meinen Versicherungsheini an, was ich denke?”Empörter Bürger

Nichts. Nur hat dieser Versicherungsheini hier Prinzipien und prostituiert sich nicht für Geld. Auch wenn es finanzielle Einschnitte für mich bedeutet, werde ich bestimmt nicht jedes dahergelaufene Arschloch untertänigst lächelnd bedienen. Wenn ich also feststelle, dass ein Interessent oder ein Bestandskunde nicht (mehr) zu mir passen, werde ich die Geschäftsbeziehung beenden. Ganz einfach!

“Bin ich also deiner Meinung auch ein Rassist, wenn ich die Asylpolitik nicht gut finde??”Missverstandener Bürger

Nö. Bist Du nicht. Weder nach meiner noch sonstiger Definition. Zumindest solange man mit Dir über das Thema offen sprechen kann und Du nicht in platte NPD-Parolen verfällst oder menschenverachtende Hetze herausplapperst.

“Das ist auch nicht besser als 1936 mit ‘Kauft nicht bei Juden’…”Badischer Versicherungsmakler der auf Facebook mit Holocaust-Leugner, verurteiltem Volksverhetzer und ehemaligem NPD-Vorstand Günter Deckert befreundet ist

Ja, in deinem tiefbraunen Hirn auf jeden Fall. Der zuständige Geschichtslehrer muss im Grab rotieren…

Die (un-)schönsten Facebook-Kommentare

In sozialen Medien gab’s eine breite Welle der Zustimmung – und es dauerte auch nicht lange bis der Pöbel meine Aktion entdeckte.

Ein beliebtes Argument, das mit Leseschwäche und fehlerhafter Rechtschreibung einhergeht. An meinem Namen erkennt man wirklich kaum, dass ich keine deutschen Wurzeln habe.

Eine ebenso beliebte wie wirkungsvolle Drohung. Ich überlege nun ernsthaft, meine Haltung zu ändern. Allerdings bin ich auch recht sicher, dass ihre Versorgung mit Versicherungen auch ein anderer Versicherungsvermittler (hoffentlich volksdeutsch) bestens sicherstellen kann.

So in etwa dachte man sich das bestimmt auch vor etwa 100 Jahren – die paar Nazis da werden sicherlich nichts anrichten. Manche (Denk-)Fehler kann man auch mehrmals machen…

Ja, trauriges Deutschland. Aber eine schöne Wortneuschöpfung! “Wohlfühlopportunist” – das ist gut.

Ich wiederhole es gerne noch einmal: Rassismus ist keine Meinung.

Lustig, dass du das ansprichst. Wenn ich ein Deutscher Patriot wäre, würde ich mir die 10fache Zuwanderung wünschen. Deutschland stirbt nämlich aus, denn es werden jedes Jahr zu wenig Kinder geboren um die Todesfälle auszugleichen. In Zukunft wird sich das noch verstärken. Also braucht Deutschland mehr Zuwanderung, um den heutigen Standard zu halten. Die sozialen Systeme wie die gesetzliche Krankenversicherung, Pflegeversicherung und Rentenversicherung sind umlagefinanziert. Dazu habe ich hier schon was geschrieben. Außerdem: Wer soll denn die ganze Drecksarbeit machen? Doch nicht die feinen Patrioten??

Stimmt, Geburtenrückgang hat in Deutschland nur einen Grund:

Genau dann sobald es notwendig sein sollte, um Menschen vor Arschlöchern wie Ihnen zu schützen. Im Dritten Reich war es notwendig. Ich hoffe, es wird nie wieder notwendig sein.

Ja, für schlichte Gemüter ist die Unterscheidung zwischen “besorgt” und “Nazi” nicht einfach. Ich kann leider nirgendwo helfen, wo schon Heerscharen von Lehrern versagt habe. Für Ärzte und medizinisches Personal gelten andere gesetzliche Regeln als für mich – und man kann sie manchmal nur bemitleiden. Wäre ich Arzt, hätte ich bei Behandlung von so manchen Menschen ein echtes moralisches Dilemma. Und man kann’s nicht oft genug wiederholen: Rassismus ist keine Meinung.

Artikel in der Landshuter Zeitung

Fazit: Es waren ein paar turbulente & lehrreiche Tage. Ich habe gelernt, dass viele Menschen den Unterschied zwischen “Rassismus”, “Faschismus”, “Menschenverachtung” und “Meinung” nicht kennen. Einige Menschen haben panische Angst davor, für ihre kritischen Ansichten als “Nazi” tituliert zu werden. Und einigen Menschen ist alles scheißegal und sie verstecken hinter der Maske der Besorgtheit ihre tiefbraune menschenverachtende Gesinnung. Ich werde ab sofort noch weniger Arschlöcher als Kunden haben und das macht mich sehr glücklich!

In diesem Sinne ein fröhliches

Über den Autor

Wladimir Simonov

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Wladimir Simonov ist nach der Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen (IHK) und dem Studium zum Finanzfachwirt (FH) seit 2005 als Versicherungsmakler und Honorarberater tätig. Er wohnt und arbeitet im Herzen von Landshut - mehr erfahren Sie auf der Startseite

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